Miniature Bull Terrier

Die konvexe Schnauze (Downface) ist das Markenzeichen der Bull Terrier und findet sich sonst nirgendwo in der Hundewelt. Gleiches gilt für seine einzigartigen und nahezu dreieckig anmutenden Augen. Obwohl viele den Miniature Bull Terrier für einen Kampfhund halten, ist dies weit von der Realität entfernt. Sie sind freundliche, überaus verspielte und ausgeglichene Familienhunde. Kämpfen muss höchstens der Besitzer und zwar mit dem eigensinnigen Wesen des kleinen Bull Terriers, der durchaus ein “eiförmiger” Dickkopf sein kann.

Aussehen

Der Miniature Bull Terrier ist ein kleines englisches Kraftpaket von maximal 35.5 cm Größe. Muskulös und mit entschlossenem Blick kommt der aktive Hund daher. Seine Markenzeichen sind allerdings der eiförmige Kopf sowie das typische “Downface”. Sein Haar ist kurz und glatt. Es gibt ihn in den Farben Reinweiß, Weiß mit Abzeichen, Schwarz, Gestromt, Rot, Rehbraun und Tricolor. Gewichtsklassen sind im Standard nicht festgelegt. Seine nahe beieinander liegenden Ohren trägt der Bullterrier aufrecht, die Rute ist tief angesetzt und seine Rippenwölbung markant.

Wissenswertes

Er sieht zwar aus wie die Mini-Version seines größeren Verwandten, doch im Gegensatz zum Standard Bull Terrier ist der Miniature Bull Terrier kein Listenhund. Er gilt als eigenständige Rasse und wurde nie zum Kämpfen gezüchtet. Seine ursprüngliche Aufgabe bestand – ähnlich wie bei kleineren Terriern – im Fangen von Nagern und anderen Schädlingen.

Er ist ein Familien- und Begleithund und kann in Deutschland ohne Auflagen und Einschränkungen gehalten werden. Bei Auslandsreisen solltest Du Dich vorher jedoch eingehend über die Bestimmungen des Urlaubsziels informieren.

Weiße Mini Bull Terrier können einseitig oder beidseitig taub sein. Seriöse Züchter lassen ihre Tiere vor dem Zuchteinsatz audiometrisch untersuchen.

Die Lebenserwartung liegt bei 11-14 Jahren.

In seiner Heimat England ist der Miniature Bull Terrier seit 2006 vom Aussterben bedroht. Dies bedeutet, es gibt pro Jahr weniger als 300 Welpeneinträge ins Zuchtbuch des englischen Kennel Clubs.

Charakter: Eigensinniger Charmeur

Er ist ein verspielter, anhänglicher und aktiver Familienhund, der gern kuschelt und die Nähe seiner Menschen sucht. Sein muskulöser Körperbau spricht für Kraft und Ausdauer. Er unternimmt gern etwas mit seinen Zweibeinern und ist überaus intelligent und gelehrig. Allerdings kann er durchaus seine sture Seite rauskehren, wenn er keinen Vorteil in einer Aufgabe sieht oder sich ihm der Sinn eines Befehls nicht erschließt. Hier blitzt also durchaus sein Terrier-Anteil im Blut hervor. Halter benötigen bei der Erziehung demnach einen längeren Atem und einen noch größeren Dickkopf.

Der Mini braucht unbedingt Familienanschluss und ist nicht gern allein. Lieber ist er mittendrin statt außen vor. Bei Kindern mutiert er gern zum Spaßvogel und spielt mit ihnen gern und ausdauernd. Seine Verspieltheit behält er oft bis ins hohe Alter bei.

Trotz seines lustigen Wesens ist er dennoch sehr mutig und würde im Zweifelsfall für seine Menschen eintreten. Dabei besitzt er jedoch eine hohe Reizschwelle und gilt als nicht aggressiv. Besuchern und Fremden gegenüber zeigt er sich freundlich bis gleichgültig. Dies gilt gleichzeitig für Artgenossen, nicht jedoch für kleinere artfremde Tiere. Eine frühe Sozialisation ist sinnvoll.

Für wen ist der Miniature Bull Terrier geeignet?

• Aktive Familien, Singles oder Paare
• Engagierte Ersthundehalter
• Das Stadtleben

Nachteile

• Auf Spaziergängen oder in der Hundeschule wirst Du sicherlich das ein oder andere Mal skeptisch beäugt und angesprochen werden, da Du einen “Kampfhund” besitzt. Sich und die Rasse immer wieder erklären zu müssen, kann anstrengend sein.
• Weiße Miniature Bull Terrier können taub sein. Bei der Auswahl des richtigen Züchters ist besondere Vorsicht geboten.
• Die Rasse gilt als bellfreudig. Dem kann mit früher Erziehung aber entgegengewirkt werden.
  Die Eigensinnigkeit der Rasse macht die Erziehung mitunter zur Herausforderung.

Beschäftigung und Bewegungsdrang: Verspielter Spaßvogel

Miniature Bull Terrier sind zu Hause ausgeglichen und entspannt, wenn sie ausreichend Auslauf, Bewegung und geistige Beschäftigung erhalten. Auch die Aufmerksamkeit durch ihre Besitzer, beispielsweise beim Spielen, Kuscheln oder während der Pflege, trägt grundlegend zum Wohlbefinden des Vierbeiners bei.

Wird Dein kleiner Bull Terrier hingegen vernachlässigt oder wird er nur ungenügend ausgelastet, führt dies zu Frust und der clevere Kerl sucht sich einfach selbst eine Aufgabe. Aus Unterforderung können so schnell unerwünschte Charakterzüge entstehen.

Lange Spaziergänge und Ausflüge liegen dem Bull Terrier, er ist allerdings keine Sportskanone. Wenngleich Du durchaus Hundesport mit ihm ausüben kannst. Sofern Du ihn dazu überzeugt bekommst, ist die dortige Bewegung ideal, um seine Energie abzubauen und ihn auszulasten.

Wenig verlockend findet er allerdings Aufgaben, bei denen er höchst konzentriert und folgsam arbeiten muss. Viel lieber tobt der Spaßvogel herum, jagt Bällen hinterher oder begleitet seine Menschen im Alltag.

Haltungsbedingungen

Haus auf dem Land oder eine Wohnung in der Stadt? Dem Miniature Bull Terrier ist dies herzlich egal. An seine Wohnraumgröße stellt er keine besonderen Ansprüche. Allerdings fordert er einige Voraussetzungen von seinen Besitzern. Diese sollten viel Zeit für den Hund haben, ihn gern überall hin mitnehmen und ihn nur wenig allein lassen. Spiel- und Kuscheleinheiten dürfen ebenso auf dem Programm stehen und sollten nicht zu kurz kommen.

Erziehung: Der Miniature Bull Terrier möchte überzeugt werden

Kadavergehorsam ist dem Miniature Bull Terrier fremd. Halter benötigen beim Training darum einiges an Überzeugungskraft, um ihren Hund zur Mitarbeit zu bewegen. Dies gelingt mit Leckerlis, Spielzeug und liebevoller Konsequenz. Bei der Erziehung sollte keine Zeit verloren werden. So niedlich der Mini-Bulli auch ist, sollte er möglichst früh Grenzen kennenlernen und dabei akzeptieren, dass diese nicht nach seinem Willen erweitert werden können.

Wer beim Training auf Härte, Drill und Strafen setzt, der wird hingegen schnell merken, dass er beim Bull Terrier auf taube Ohren stößt. Dickköpfig wie der kleine Hund ist, verweigert er die Mitarbeit oder zeigt Abwehrverhalten.

Normalerweise gehört der eigensinnige kleine Bull Terrier eher in hundeerfahrene Hände. Anfänger sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und das Training in Kooperation mit einer Hundeschule in Angriff nehmen. Zwar ist der Miniature Bull Terrier mit seinen maximal 35.5 cm recht kompakt und auch mit einigen “Macken” noch gut zu handhaben, schön ist das Zusammenleben mit einem solch unerzogenen Hund allerdings nicht und Frust auf beiden Seiten wäre vorprogrammiert.

Pflege: Unkompliziert und pflegeleicht

Der Miniature Bull Terrier ist absolut pflegeleicht. Gelegentliches Bürsten reicht aus, um sein Fell von Schmutz und Staub zu befreien. Ungebetene Gäste wie Flöhe oder Zecken sind im kurzen Haarkleid zudem schnell gefunden und beseitigt. Während des Fellwechsels ist angeraten, den Hund häufiger zu bürsten, um lose und abgestorbene Haare zu entfernen, die sich ansonsten im Haus verteilen würden.

Daneben unterscheidet sich die Fellpflege des Miniature Bull Terriers nicht grundlegend von anderen Rassen. Zahnpflege ist sehr wichtig, genauso wie das Reinigen von Ohren oder das Kürzen der Krallen.

Gesundheit

Weiße Miniature Bull Terrier müssen vor dem Zuchteinsatz audiometrisch untersucht werden, da bei ihnen eine einseitige oder beidseitige Taubheit auftreten kann. Nur beidseitig hörende Vierbeiner werden für die Zucht zugelassen.

Weiterhin ist vor dem Zuchteinsatz eine Augenuntersuchung auf PLL (Primäre Linsen Luxation) notwendig, da Blindheit ebenso bei der Rasse vorkommen kann. Auch für PRA (Progressive Retina Atrophie) herrscht eine gewisse Rassedisposition. Herzuntersuchungen werden vor dem Zuchteinsatz empfohlen.

Weiterhin gelten als “rassetypische” Krankheiten:

• PL (Patellaluxation)
• Epilepsie
• Trachealkollaps
• Nierenerkrankungen
• LAD (letale Akrodermatitis)
• Herzerkrankungen

Geschichte

Bull Terrier gibt es bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert. Sie entstanden aus Kreuzungen von Bulldoggen mit Terriern. Der Miniature Bull Terrier (damals Toy Bull Terrier genannt) hat sich parallel zum Standard Bull Terrier entwickelt, hatte jedoch andere Aufgaben als sein größerer Bruder. Er kam nicht bei Hundekämpfen zum Einsatz, sondern wurde für die Rattenjagd verwendet. Interessant ist, dass es für die Bull Terrier im Originalstandard des 19. Jahrhunderts keine Gewichts- oder Größenbegrenzung gab.

Der Mini verlor vor dem Ersten Weltkrieg zunehmend an Beliebtheit, was schließlich dazu führte, dass er 1918 aus dem Kennel Club Register gestrichen wurde. Erst rund 20 Jahre später wurde die Zucht wieder aufgenommen. Colonel Richard Glyn gründete mit anderen Gleichgesinnten 1938 den Miniature Bull Terrier Club und es wurde eine Größenbegrenzung von 35,5 cm in den Rassestandard aufgenommen.

Es sollte jedoch viele weitere Jahrzehnte dauern, ehe der Miniature Bull Terrier 2011 von der FCI als eigenständige Rasse anerkannt wurde.

In Deutschland ist die Rasse – anders als in ihrer Heimat England – heutzutage recht beliebt. Die ersten Exemplare kamen dabei in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts nach Deutschland.