Von seiner wuscheligen und putzigen Erscheinung sollte man sich nicht täuschen lassen. Der Lhasa Apso ist mutig, eigenständig und selbstbewusst. Sein Standard beschreibt ihn sogar als anmaßend. Bei der Erziehung wird er gern überzeugt und testet seine Grenzen. Doch wer seinen Respekt verdient, der wird mit einem anhänglichen und umgänglichen Begleiter belohnt, der sich schützend vor seine Familie stellt und pflichtbewusst Besucher meldet. Neben viel Action und Bewegung liebt der Lhasa Apso die Nähe zu seiner Bezugsperson und kehrt dann auch seine anhängliche Seite hervor.
Wissenswertes
- Herkunftsland: Tibet (Patronat: Großbritannien)
- FCI-Standard: Nr. 227
- Klassifikation: Gruppe 9: Gesellschafts- und Begleithunde / Sektion 5: Tibetische Hunderassen / Ohne Arbeitsprüfung
- Lebenserwartung: 12 bis 14 Jahre
- Verwendung: Begleithund
- Andere Namen: Lhasaterrier, Löwenhund
- Besonderheiten: Lhasa ist der Name der tibetischen Hauptstadt. Früher wurde der Lhasa Apso niemals verkauft, sondern stets verschenkt.
Aussehen: Ein kleiner Löwe
- Gewicht: 5-8 kg (im FCI-Rassestandard ist kein Gewicht angegeben)
- Größe: ideale Größe für Rüden ist 25 cm. Hündinnen sollten etwas kleiner sein (FCI Standard)
- Felllänge: lang
- Fellstruktur: schwer, gerade und hart
- Fellfarben: Gold, Honig, schwarz, weiß, sandfarben, schieferfarben, rauchgrau, dunkel-grizzle, bräunlich, zweifarbig
- Körperbau: ausgewogen und kompakt, sein Körper ist länger als hoch
Das lange Fell des Lhasa Apso ist sein Markenzeichen und sticht als Erstes ins Auge. Er ist laut Rassestandard üppig behaart, wobei das Fell niemals wollig oder seidig sein sollte. Zudem darf es nicht so reichlich sein, dass es den Hund in seiner Bewegung beeinträchtigt. Sein langes Deckhaar ist schwer und hart, die Unterwolle mittelmäßig stark ausgeprägt. Die Haare am Kopf fallen über die Augen, dürfen ihn in seiner Sicht jedoch nicht beeinträchtigen. Der Lhasa Apso trägt Bart und Backenbart.
Der Nasenschwamm ist immer schwarz. Die dunklen Augen sind nach vorne gerichtet und oval. Die Ohren des Lhasa Apso hängen und sind reichlich behaart.
Die obere Profillinie ist gerade und endet in einer hoch angesetzten Rute, die über dem Rücken getragen wird. Der Lhasa Apso besitzt sogenannte “Katzenpfoten” (runde Pfoten). Er soll in seinem Aussehen an die Löwen Buddhas erinnern.
Charakter: Eigenständig aber menschenbezogen
- zurückhaltend gegenüber Fremden
- lebendig
- verspielt
- anmaßend
- wachsam
- ausgeglichen
- freundlich
- selbstsicher
- temperamentvoll
- sehr menschenbezogen
- eigenständig
- liebesbedürftig
Sein wuscheliges Fell lässt ihn putzig erscheinen, doch ein Schoßhund ist der Lhasa Apso nicht. Er benötigt aktive Halter, die sich gern mit ihrem Vierbeiner beschäftigen und ihn als Freizeitpartner zu schätzen wissen. Immerhin wurde die Rasse schon immer als Begleithund gezüchtet. Selbst wenn ihm in seinen Anfängen auch ein paar andere Aufgaben übertragen wurden.
Innerhalb seiner Familie zeigt sich der Lhasa Apso als treu, freundlich und anhänglich. Wachsam und anmaßend wie er ist, neigt er dazu, seine Menschen zu beschützen. Hier sollte ihm früh klargemacht werden, wer die Verantwortung im “Rudel” hat. Zudem ist die Rasse überaus wachsam und meldet gern, wenn sie etwas Interessantes oder Ungewöhnliches entdeckt hat. Fremden gegenüber sind Lhasa Apsos zurückhaltend, trotzdem schließen sie schnell und gern Freundschaften.
Aufgrund des Selbstbewusstseins und der Eigenständigkeit können einige Lhasa Apso durchaus ihren eigenen Kopf und Willen haben.
Für wen ist der Lhasa Apso geeignet?
- Geeignet für Anfänger: Ja (mit Hundeschule)
- Eignung als Familienhund: Ja
- Kinderfreundlich: Ja (Kinder ab Schulalter)
- Für Senioren geeignet: Ja
Solange seine Menschen viel Zeit für ihn haben, ist es dem Lhasa Apso egal, ob nur eine Person mit ihm zusammen wohnt oder er gleich mehrere Generationen um sich hat. Der freundliche Hund integriert sich wunderbar in eine Familie und das Zusammenleben mit Kindern ist unproblematisch, sofern sowohl Hund als auch kleinen Zweibeinern der respektvolle Umgang beigebracht wird. Hier ist eine frühe Sozialisation sinnvoll. Dennoch ist der Vierbeiner besser bei älteren Kindern aufgehoben. Kleinkinder oder Babys sind dem sensiblen Hund oft zu laut.
Ebenso werden aktive Singles oder Paare jeglichen Alters mit dem Lhasa Apso glücklich, dürfen die Fellpflege jedoch keinesfalls scheuen. Denn wer einen Lhasa Apso sein Eigen nennt, muss definitiv Zeit in das schöne Fell investieren.
Nachteile
- Fellpflege: Wer keinen Spaß an der Fellpflege hat, lässt besser die Finger vom Lhasa Apso.
- Eigenständigkeit und Selbstsicherheit: Benötigt bei Erziehung und Training eine liebevolle, aber konsequente Führung.
- Bellen: Zwar ist der Lhasa Apso kein Kläffer, doch als ein ehemaliger Wachhund schlägt er durchaus an.
Beschäftigung und Bewegungsdrang: Der Lhasa Apso mag es aktiv
- Temperament/Energielevel: mittel
- Auslaufbedürfnis: mittel
- Geeignete Sportarten: Agility, Obedience, Trickdogging
- Verspieltheit: Ja
Die Rasse ist lebendig und verspielt. Trotz seiner kleinen Größe hat der Lhasa Apso ein höheres Auslaufbedürfnis als viele andere kleine Rassen. Er ist zudem kein Schoßhund, der gerne herumgetragen wird oder permanent auf dem Schoß sitzen möchte. Was jedoch nicht heißen soll, dass der Lhasa Apso nicht gerne in der Nähe seiner Menschen ist. Im Gegenteil. Er ist sehr anhänglich und genießt Streicheleinheiten sehr.
Damit der Lhasas Apso glücklich wird, sind schöne Spaziergänge unerlässlich. Seiner Intelligenz sollten Halter ebenfalls Rechnung tragen. Er mag Spiele und Aufgaben für sein Köpfchen sehr. Hier eignet sich zum Beispiel Trickdogging oder Klickertraining sehr gut.
Haltungsbedingungen: Flexibel und anpassungsfähig
- Geeignet für Wohnungshaltung: Ja
- Stadteignung: Ja
- Kann alleine bleiben: mittel
- Verträglichkeit Artgenossen: Ja
- Verträglichkeit andere Tiere: Ja
- Bellfreudig: mittel (kein Kläffer)
Die kompakte Größe macht ihn zu einem tollen Begleiter in allen Wohn- und Lebenslagen. Häuschen im Grünen mit Garten oder Apartment in der Stadt? Kein Problem. Sofern der bewegungsfreudige Lhasa Apso ausreichend Auslauf und Beschäftigung erhält, stellt er an sein Zuhause wenig Ansprüche.
Was er jedoch gar nicht so gern hat: Langes Alleinsein. Halter sollten demnach ausreichend Zeit mitbringen. Außerdem sollten sie sich bewusst sein, dass der Lhasa Apso als ehemaliger Wachhund der Klöster und Bauern durchaus anschlägt. Dies muss sich nicht zwangsläufig auf Besucher beschränken, die an der Haustüre klingeln. Auch laute Geräusche oder “auffällige” Beobachtungen werden gemeldet. Als Kläffer gilt der Lhasa Apso jedoch nicht.
Pflege: Spaß an der Fellpflege ein Muss
- Pflegeaufwand: mittel bis hoch
- Stärke des Sabberns: gering
- Stärke des Haarens: mittel (im Fellwechsel stark)
- Besonderheiten: Der Übergang vom Welpen- zum Erwachsenenfell kann etwas mühsam sein.
Im Rassestandard wird verlangt, dass die Haarpracht am Kopf die Sicht nicht behindern darf. Auch sollte das Fell den Lhasa Apso nicht in seinen Bewegungen beeinträchtigen. Damit dies gewährleistet ist, muss der Besitzer manchmal etwas nachhelfen. Die Haare im Gesicht sollten mitunter etwas gekürzt werden. Einige Halter fassen die Kopfhaare auch in einem Schopf zusammen und verwenden eine Schleife oder einen Clip, um freie Sicht zu gewährleisten.
Viele Halter, die ihre Hunde nicht auf Zuchtschauen vorstellen, bevorzugen zudem ein etwas gekürztes Fell. Hier darf also ruhig etwas gestutzt (aber niemals geschoren) werden. Damit der Schnitt nicht schief wird, bevorzugen einige das professionelle Kürzen im Hundesalon.
Für die Pflege daheim sollte der Hund zweimal die Woche gründlich durchgekämmt werden. Aber bitte niemals im trockenen Zustand. Die Haare vorher immer befeuchten. Zum Beispiel mit einer Sprühflasche für Blumen.
Die haarigen Schlappohren des Lhasa Apso neigen zu Entzündungen und Verfilzungen. Darum müssen Haare in den Ohren regelmäßig mit den Fingern gezupft und die Ohrmuschel gereinigt werden.
Erziehung: Grenzen sind zum Testen da
- Geeignet als Ersthund: Ja (mit Hundeschule)
- Leicht erziehbar: mittel
- Gehorsam: mittel
Gut erzogen sind Lhasa Apso traumhafte Begleiter. Sie wissen sich dann nicht nur daheim zu benehmen oder wenn Besucher kommen. Auch draußen auf Spaziergängen, im Umgang mit Artgenossen oder wenn es auf Reisen geht, sind sie problemlos im Umgang und angenehm.
Falls die Erziehung schleifen gelassen wird, sieht das jedoch schnell anders aus. An der Leine ziehen, kläffen, zu Hause die Herrschaft an sich reißen oder den Beschützer spielen … der Lhasa Apso hat ein stolzes, eigenständiges und selbstbewusstes Wesen. Er weiß Schwachstellen seines Halters gekonnt auszunutzen, biegt Regeln nach seinen Vorstellungen und verzeiht Erziehungsfehler nicht so schnell. Besser also, es kommt gar nicht erst soweit.
Um einen Lhasa Apso von Deinen Führungsqualitäten zu überzeugen, solltest Du vor allem eines sein: absolut konsequent. Grenzen und Regeln sollten deutlich gemacht werden, gern auch wiederholt. Dabei bevorzugt der sensible Hund jedoch einen freundlichen Umgangston, viel Lob und Motivation von seinem Besitzer.
Anfängern sei grundsätzlich eine Hundeschule ans Herz gelegt. Diese ist bei der Erziehung des Lhasa Apso eine Goldgrube und wertvolle Unterstützung. Damit Du viele Hundejahre lang viel Freunde an Deinem langhaarigen Vierbeiner hast.
Gesundheit: Robust und gesund
- Rassetypische Krankheiten: Augenkrankheiten, Patellaluxation (PL), Hüftgelenksdysplasie (HD), Brachycephales Syndrom (nicht bei allen Lhasa Apso)
- Hitzeresistent: mittel
- Kälteresistent: Ja
- Qualzucht? In den Niederlanden stehen derzeit 22 kurzschnauzige Hunderassen in der Kritik und werden vom Ministerium LNV kontrolliert. Der Lhasa Apso gehört auch dazu. Hier sollen züchterische Maßnahmen dafür sorgen, dass es zu einer Verlängerung der Schnauzen und somit zu einem gesünderen Hund kommt.
- Besonderheiten: Eine übertriebene Zucht hat dafür gesorgt, dass viele Showhunde ein bodenlanges und sehr üppiges Fell haben, welches nicht nur die Bewegung, sondern auch die Sicht beeinträchtigt. Genau dies ist laut Standard aber äußerst unerwünscht.
Geschichte: Mutiger Tempel- und Palastwächter
- Der Lhasa Apso hat seinen Ursprung im harschen Klima Tibets und Nordindiens. Dort lebten die Vorfahren des Lhasa Apso als Glücksbringer in Klöstern und die einfachen Bauern wussten den wuscheligen, kleinen Hund als Helfer im Alltag sehr zu schätzen.
- Die Winter sind in Tibet besonders streng und das Fell des Lhasa Apso hat sich im Laufe der Zeit perfekt an seinen Lebensraum angepasst. Die feine Unterwolle der Rasse diente sogar als Wolle für Kleidung.
- Ehe es den Lhasa Apso in den Westen verschlug, schaffte er zunächst den Sprung an den chinesischen Kaiserhof. Dort wurde er schnell zum begehrten Gastgeschenk.
- Der Lhasa Apso ist eng mit dem Shih Tzu verwandt.
- Im frühen 20. Jahrhunderts kamen erste Rasseexemplare nach Großbritannien und wurden dort in London ausgestellt.
- 1933 wurde der britische Lhasa Apso Rasseclub gegründet. Ein erster Rassestandard folgte 1934. Die Anerkennung durch die FCI folgte im Jahre 1960.
- Es dauerte bis in die 70er Jahre, ehe auch in Deutschland mit der Zucht begonnen wurde und der Lhasa Apso einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichte. Bis heute ist er hierzulande jedoch eine eher seltene Rasse geblieben.