Tibet Terrier
Der Tibet Terrier ist ein fröhlicher Familien- und Begleithund mit Wurzeln in Tibet. Dort wurde er als Hüte- und Wachhund eingesetzt und trägt in seiner Heimat den offiziellen Namen Tibet Apso. In Wirklichkeit ist er nämlich gar kein Terrier und noch nicht einmal mit diesen verwandt. Trotzdem ist der langhaarige Hund genau unter diesem Namen bekannt und beliebt. Wer dem Tibet Terrier ein Zuhause schenken möchte, sollte Spaß an der Fellpflege mitbringen und die kleine, charmante und einnehmende Persönlichkeit mit viel Ruhe und Konsequenz erziehen.
Aussehen: Wie sieht ein Tibet Terrier aus?
Der Tibet Terrier ist ein kleiner bis mittelgroßer Hund. Er besitzt üppiges Deckhaar und feine, dichte Unterwolle. Sein Fell ist lang und entweder glatt oder gewellt. Locken sind hingegen unerwünscht.
Vorder- und Hinterhand sind stark behaart. Zudem hat der Tibet Terrier einen Bart und lange Augenbrauen, welche jedoch nicht die Sicht behindern sollten. Die Augen sind groß, rund und von dunkelbrauner Farbe. Der Nasenschwamm ist immer schwarz und er hat v-förmige Hängeohren. Sein kompakter Körper ist gut bemuskelt und die Rute trägt er eingerollt über dem Rücken.
In welchen Farben gibt es den Tibet Terrier?
Beim Tibet Terrier handelt es sich um eine recht “bunte” Rasse. Viele Farbschläge sind erlaubt: Weiß, gold, creme, grau, schwarz, rauchfarben, zweifarbig, dreifarbig. Einzig unerwünscht sind Schokoladen- oder Leberbraun sowie Merle.
Wissenswertes
- Ursprungsland: Tibet (China)
- Patronat: Großbritannien
- Lebenserwartung 12-15 Jahre
- Größe Rüden: 36-41 cm (Hündinnen etwas kleiner)
- Gewicht: Im Standard nicht angegeben. Sollte zur Größe passen.
- Der Tibet Terrier hat bewegliche Krallen. Dies ist ein Vorteil, um bei Schnee und Eis ausreichend Halt zu finden. Außerdem half es ihm beim “Klettern”, wenn er zum Hüten im unwegsamen Hochland eingesetzt wurde.
- Er ist ein Hütehund und kein Terrier. Er ist auch nicht mit diesen jagdlich ambitionierten Vierbeinern verwandt.
- Die Tibeter nennen den Tibet Terrier Apso. In der Vergangenheit wurde er von den Einheimischen als “Schneelöwe” oder “kleiner Mensch” (little people) bezeichnet.
- Fans nennen den Tibet Terrier liebevoll “Tibi”.
Charakter: Individuelle Persönlichkeit mit ganz eigenem Charme
Der fröhliche Tibet Terrier ist ein toller Familien- und Begleithund. Er ist lustig, gutmütig, treu und hat ein einnehmendes Wesen.
Aufgrund seiner früheren Aufgaben als Hüte- und Wachhund ist er auch heute noch mutig, selbstbewusst und sehr aufmerksam. Fremden gegenüber zeigt er sich zurückhaltend bis skeptisch, aber niemals aggressiv.
Die intelligente Rasse ist sensibel und feinfühlig. Härte sowie Druck haben bei der Erziehung des Tibet Terriers darum nichts zu suchen. Dies wird der Hund nur mit Verweigerung quittieren. Konsequenz und klare Regeln sind ausreichend, um ihn zu einem angenehmen Begleiter zu machen. Schließlich hat er eine hohe Auffassungsgabe, lernt gern und orientiert sich an Menschen, denen er folgen und vertrauen kann.
Streitsüchtig ist der Vierbeiner hingegen nicht. Mit anderen Artgenossen versteht er sich nach einem kurzen Kennenlernen oft prächtig, was durch frühe Sozialisation weiter gefördert werden sollte.
Trotz seiner kleinen Größe ist der Tibet Terrier sehr sportlich und lauffreudig. Er ist unternehmungslustig, temperamentvoll und liebt die Beschäftigung mit kleinen und großen Zweibeinern seines Rudels.
Er schätzt allerdings liebgewonnene Gewohnheiten und mag Änderungen in seiner täglichen Routine nicht besonders. Der Tibet Terrier ist eben eine individuelle Persönlichkeit mit ganz eigenem Charme.
Für wen ist der Tibet Terrier geeignet?
- Aktive Familien, Singles oder Paare
- Anfänger
- Menschen, die einen kompakten Alltagsbegleiter suchen
Nachteile
- Einst galt der Tibet Terrier als robust, gesund und sein Fell war perfekt an das harsche Leben im Hochland angepasst. Heutzutage wird vermehrt auf Schönheit gezüchtet, weshalb einige Tibet Terrier sehr langes Fell haben, welches sie bereits beim Laufen stört oder gar die Sicht behindert. Das üppige Haarkleid benötigt vermehrt Aufmerksamkeit bei der Fellpflege, was einige Hundefreunde abschrecken könnte.
- Tibet Terrier sind keine Kläffer, allerdings teilen sie sich durchaus lautstark mit. Dies ist teilweise ihrem Wachinstinkt geschuldet, der bei den Nomaden und Bauern geschätzt und erwünscht war.
Beschäftigung und Bewegungsdrang: Kein Sofahund!
Wuschelig, süß und dazu noch von kompakter Größe. Man könnte meinen, der Tibet Terrier sei der perfekte Schoß- und Sofahund. Doch weit gefehlt! Ausreichend Bewegung gepaart mit geistiger Auslastung sind bei dem einstigen Hütehund Pflicht und gehören somit zum täglichen Beschäftigungsprogramm.
Besitzer haben dabei vielseitige Möglichkeiten, mit ihrem Vierbeiner Zeit zu verbringen und ihm genügend Auslauf zu gewähren. Schöne Spaziergänge stehen dabei sicherlich an erster Stelle, doch auch bei langen Wanderungen hält der Tibet Terrier mühelos mit. Und das sogar in eher unwegsamem Gelände. Seine hohe Sprungkraft, die beweglichen Krallen und seine Kletterfreude machen ihn zum idealen Begleiter.
Auch sonst zeigt sich der Tibet Terrier sportlich. Bei Radtouren oder beim Jogging ist er gern mit von der Partie. Hundesport liegt ihm ebenso. Schnelles Flitzen durch den Agility-Parcours oder konzentriertes Arbeiten beim Obedience sind willkommene Herausforderungen. Hauptsache, er darf mit seinen Menschen Zeit verbringen.
Haltungsbedingungen: Möchte aktiv am Familienleben teilnehmen
Bei der Haltung eines Tibet Terriers ist nur wenig zu beachten. Der Hund fühlt sich in der Stadt ebenso wohl wie auf dem Land. Haus oder Wohnung? Dem Tibet Terrier nicht wirklich wichtig. Vielmehr möchte er aktiv am Familienleben teilhaben und ein vollwertiges Mitglied des “Rudels” sein. Dank seiner kleineren Größe ist es dabei meist problemlos möglich, den Tibet Terrier überall hin mitzunehmen. Dies ist das schönste Geschenk, dass Du ihm machen kannst.
Ansonsten schätzt der Hund aktive Menschen, die mit ihm ausgedehnte und abwechslungsreiche Spaziergänge unternehmen. Im Herzen ist er nämlich immer noch ein Arbeitshund und überaus ausdauernd und sportlich. Hundesportfans kommen mit ihm definitiv auf ihre Kosten. Neben Action mag es der Tibet Terrier aber gern auch knifflig und stellt sich gern mentalen Herausforderungen.
Wer nicht überall Hundehaare im Haushalt vorfinden möchte, ist mit dem wenig haarenden Tibet Terrier gut beraten. Doch Achtung: Zwar verteilt er nicht überall seine Haarpracht, doch um gepflegt auszusehen, ist regelmäßiges Kämmen und Bürsten unabdingbar. Zukünftige Halter sollten demnach Spaß an der Fellpflege mitbringen.
Erziehung: Der Tibet Terrier weiß seinen Charme einzusetzen
Der Tibet Terrier hat eine starke Persönlichkeit, welche mit einem charmanten und einnehmenden Wesen gepaart ist. Und diesen Charme weiß der hübsche Wuschelhund gekonnt einzusetzen. So versucht er gerne mal, seinen Besitzer von seinen eigenen “Vorstellungen” zu überzeugen. Sind solche Versuche von Erfolg gekrönt, lernt er dies gekonnt auszunutzen.
Damit der Tibet Terrier nicht ständig seinen Willen durchsetzt, ist ein Training mit viel Ruhe und liebevoller Konsequenz nötig. Halter sollten sich nicht beirren lassen und die Erziehung mit vielen Wiederholungen, viel Lob und der ein oder anderen Nascherei angehen. Dabei sind dem Tibet Terrier die Aufmerksamkeit und gemeinsam verbrachte Zeit mit seinem Menschen meist viel wichtiger als ein Belohnungshappen. Er arbeitet gern mit seiner Bezugsperson zusammen, kann aber auch “auf Durchzug schalten”, wenn er keine Lust hat.
Dies gilt erst recht, sobald Druck, Härte oder Zwang in die Erziehung des Tibet Terriers integriert werden. Dies wird vom Hund gekonnt ignoriert und er verweigert die Mitarbeit gänzlich.
Pflege: Spaß an der Fellpflege ein Muss für Tibet Terrier Besitzer!
Der Tibet Terrier ist ein Hund, der ursprünglich im rauen Klima Tibets zu Hause war. Sein langes Fell ist dabei perfekt auf die dortigen wechselhaften Witterungsverhältnisse angepasst. Das doppelte Haarkleid schützt den Tibet Terrier im Sommer vor großer Hitze und Sonneneinstrahlung, im Winter hält es hingegen auch in eisigen Nächten zuverlässig warm. Dabei haart der Hund nur äußerst wenig.
Ohne Pflege verfilzt das Fell allerdings schnell. Besonders das Haarkleid der sehr langhaarigen und auf Schönheit gezüchteten Tibet Terrier muss regelmäßig (am besten täglich) gründlich gebürstet sowie gekämmt werden. Bei sehr starken Verfilzungen oder gar Filzplatten hilft oft nur ein Hundefriseur. Dieser sollte jedoch niemals scheren und das Fell nur mit der Schere kürzen, wenn nötig. Bitte nie seltener als 2-3 Mal die Woche kämmen!
Stören Kopfhaare die Sicht, wäre es sinnvoll, die Augenbrauen etwas zu kürzen oder die Haare zusammenzubinden.
Das jugendliche Fell ist besonders arbeitsintensiv. Es dauert mehrere Jahre, bis der Tibet Terrier sein vollständig ausgebildetes Erwachsenenfell hat.
Da die Pflege ein wichtiger Gesundheitsfaktor beim Tibet Terrier ist und ebenso einen nicht zu unterschätzenden Zeitfaktor darstellt, sollten die Handgriffe bereits beim Welpen konsequent geübt werden. So haben Hund und Halter später keinen Stress und die Pflege geht schnell von der Hand.
Gesundheit: Erbkrankheiten sind beim Tibet Terrier selten
Der Tibet Terrier gilt als sehr robust und widerstandsfähig. Erbkrankheiten sind glücklicherweise selten. Dies mag daran liegen, dass der Tibet Terrier bisher nie zum Modehund avancierte. Allerdings legen einige Züchter vermehrt Wert auf Fülle und Länge des Haarkleides, was jedoch zu Problemen führen kann. Dazu zählen Verfilzungen, Hautkrankheiten, Ekzeme etc.
Trotz Gesundheitsuntersuchungen vor dem Zuchteinsatz können genetische Krankheiten natürlich nie gänzlich ausgeschlossen werden. Bei einem guten Züchter, der seine Tiere testen lässt, hast Du aber die größtmöglichen Chancen, einen gesunden, wesensfesten und standardkonformen Tibet Terrier zu kaufen.
Einige Krankheiten, die beim Tibet Terrier vorkommen können:
- Patellaluxation (PL)
- Hüftgelenkdysplasie (HD)
- Canine Ceroid Lipofuszinose (CLL) – eine tödliche und nicht heilbare Krankheit
- Augenerkrankungen: Progressive Retinaatrophie (PRA) / Linsenluxation
Geschichte: Ein Terrier, der keiner ist
Vermutlich handelt es sich beim Tibet Terrier um eine sehr alte Hunderasse, die es bereits seit rund 2000 Jahren gibt. Beheimatet im Norden Indiens und dem Hochland Tibets, war die Rasse perfekt an das harsche und wechselhafte Klima dort angepasst. Seine dichte Unterwolle hielt dabei nicht nur ihn in eisigen Nächten warm. Die Tibeter nutzten das Haarkleid des “Apsos”, um daraus Kleidung herzustellen.
Apso bedeutet so viel wie langhaarig oder wuschelig, was sein Äußeres treffend beschreibt. Besser als Tibet Terrier wäre demnach eigentlich eine Rassebezeichnung wie Tibet Apso (wie er auch immer noch offiziell in Tibet betitelt wird).
Aus den ursprünglichen Hunden der Tibeter sollten sich im Laufe der Jahre drei unterschiedliche Rassen entwickeln. Der Tibet Terrier, der kleinere Lhasa Apso sowie der Shih Tzu. Sie sind demnach eng verwandt.
In den Klöstern tibetischer Mönche war die Rasse jedenfalls ein aufmerksamer Wachhund sowie Glücksbringer. Als solcher wurde er teilweise auch verschenkt. So auch 1922 an die englische Ärztin Dr. Greig. Sie bekam von einem adligen Tibeter, den sie operiert hatte, gleich zwei der wuscheligen Vierbeiner geschenkt. Auf diesen beiden Hunden beruhen zum Teil die ersten Zuchtbemühungen in Europa.
Um den Bekanntheitsgrad der neuen Rasse in England und dem Rest Europas zu steigern, wurde dem Tibet jedoch einfach ein Terrier angefügt. Andere behaupten, der Eintrag als Tibet Terrier war schlicht ein Fehler.
Endgültig anerkannt von der FCI ist der Tibet Terrier seit Dezember 1957. Zum ersten Mal nach Deutschland kam die Hunderasse bereits 1939.