Wissenswertes
- Herkunftsland: Deutschland
- FCI-Standard: Nr. 99
- Klassifikation: Gruppe 7: Vorstehhunde / Sektion 1.1: Kontinentale Vorstehhunde, Typ Braque / mit Arbeitsprüfung
- Lebenserwartung: 11 bis 14 Jahre
- Verwendung: Jagdhund, Begleithund
- Andere Namen: Grey Ghost, Grauer Schatten
- Besonderheiten: Es gibt den Weimaraner auch in einer Langhaar-Variante. Welpen haben in den ersten Lebenstagen dunkle Tigerstreifen. Außerdem haben sie blaue Augen, die mit der Zeit ins Braune übergehen.
Aussehen: Bernsteinaugen und graues Fell
- Gewicht: Rüden: 30 – 40 kg / Hündinnen: 25 – 35 kg
- Größe: Rüden: 59 – 70 cm / Hündinnen: 57 – 65 cm
- Felllänge: kurz oder lang
- Fellstruktur: kurz: kräftig und dicht / lang: glatt oder leicht wellig, mit Federn, Hosen und Fahne
- Fellfarben: Silber-, reh- oder mausgrau; wenige weiße Abzeichen oder Aalstrich zulässig (blaue und schwarze Hunde absolut unerwünscht)
- Körperbau: mittelgroß bis groß; sehnig; kräftige Muskulatur
Der Weimaraner ist ein mittelgroßer bis großer Jagdgebrauchshund. Der FCI- Standard beschreibt ihn als formschön. Das graue Fell ist dabei sicherlich sein Markenzeichen und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Er wirkt edel und sportlich.
Der große Nasenschwamm ist dunkelfleischfarben, der Fang ist lang. Im Welpenalter sind die runden Augen himmelblau, färben sich aber mit zunehmendem Alter in ein helles bis dunkles Bernsteinfarben. Die langen Ohren hängen und reichen bis ca. zum Mundwinkel.
Rassetypisch sind ein langer und muskulöser Rücken sowie eine kräftige Brust mit genügend Tiefe. Die Bauchlinie ist leicht ansteigend.
Die Rute ist tiefer angesetzt, kräftig und gut behaart. In Ruhe hängend, bei der Arbeit waagerecht getragen.
Hündinnen sind kleiner und leichter als Rüden und sollten sich deutlich von den männlichen Rassevertretern unterscheiden.
Den Weimaraner gibt es in drei Fellvarianten: Kurzhaar, Langhaar und Mischform.
Kurzhaar:
- Sehr dicht, kräftig, glatt anliegend
- Ohne oder mit sehr wenig Unterwolle
Langhaar:
- Weich, lang, glatt oder leicht wellig
- An Halsunterseite, Brust und Bauch meist etwas länger
- Federn und Hosen
- Rute mit Fahne
- Behaarung am Kopf geringer
- Mit oder ohne Unterwolle
- Langhaarige Weimaraner sind eher selten
Mischform:
- stockhaarähnliches Haar
- mittellanges, dichtes Deckhaar
- dichte Unterwolle
- nur mäßig ausgebildete Hosen und Federn
- kommt sehr selten vor
Charakter: Edler Jagdhund
- leichtführig
- selbstbewusst
- passionierter Jäger
- raubzeug- und wildscharf
- sozial
- leistungsstark
- intelligent
- wachsam
- eigenständig
- freundlich
- wesensfest
- voller Energie
- misstrauisch gegenüber Fremden
- besitzt Schutztrieb
- für die Arbeit nach dem Schuss
- anhänglich
- stur
Sicherlich ist der Weimaraner kein Hund für Jedermann. Er ist ein vielseitiger Jagdgebrauchshund mit top Qualitäten. Aufstöbern, Anzeigen von Wild, Suche nach dem Schuss, Apportieren – alles leichtes Spiel für den schönen Weimaraner. Zudem zeigt er territoriales Verhalten und hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt gegenüber seinen Menschen. Zukünftige Halter sollten sich der Verantwortung bewusst sein, die mit diesen Trieben und Veranlagungen einhergeht.
Ein ausgelasteter Weimaraner ist jedoch innerhalb seiner Familie liebevoll, ausgeglichen und freundlich. Bei Fremden bleibt er jedoch skeptisch und akzeptiert neue Freundschaften nur nach intensivem Kennenlernen. Viele Besitzer beschreiben ihn gern als Klette oder “Grauen Schatten”, weil er überaus anhänglich sein kann. Er leidet nicht selten unter Trennungsangst, wenn er längere Zeit alleine bleiben muss und eignet sich nicht für eine Zwingerhaltung oder eine reine Haltung im Freien.
Für wen ist der Weimaraner geeignet?
Geeignet für Anfänger: Weniger
Eignung als Familienhund: Ja (bei entsprechender Auslastung)
Kinderfreundlich: Ja
Für Senioren geeignet: Weniger
Halter sollten bestenfalls Hundeerfahrung mitbringen und einen jagdlich ambitionierten Hund auszulasten wissen. Züchter geben ihre Hunde nämlich vorzugsweise an Jäger ab. In einem Gespräch mit dem Züchter kannst Du viel über die Rasse und ihre Ansprüche erfahren. Nur wenn er Dich für geeignet hält, wird der Züchter Dir einen seiner Schützlinge anvertrauen.
Gut ausgebildet ist der Weimaraner ein anhänglicher und liebevoller Begleiter. Er ist jedoch kein klassischer Familien- und Begleithund. Seine Familie (auch mit Kindern) würde er beschützen und verteidigen. Halter sollten aktiv und sportlich sein und viel Zeit für die Beschäftigung mit dem Weimaraner mitbringen. Mehrere Stunden täglich gehören dem Hund.
Bei Senioren ist der Weimaraner hingegen meist weniger gut aufgehoben. Aufgrund seiner Kraft, Größe und des Temperaments ist er von älteren Menschen oft nicht gut zu handhaben.
Nachteile
- Jagdtrieb
- Erziehung nicht ganz einfach
- Wird bei falscher Führung schnell zum “Problemhund”
- Hohes Auslauf- und Beschäftigungsbedürfnis
Beschäftigung und Bewegungsdrang: Sportlicher Jäger
- Temperament/Energielevel: hoch
- Auslaufbedürfnis: hoch
- Geeignete Sportarten: Suchspiele, Mantrainiling, Apportieren, Dummytraining, Nasenarbeit
- Verspieltheit: Ja
Viel Auslauf und Bewegung an der frischen Luft sowie geistige Auslastung für seine Intelligenz sind ein Muss beim Weimaraner. Lange, ausgedehnte Spaziergänge mit viel Abwechslung sind für die tägliche Auslastung ideal und bilden die Basis.
Wer selbst sportlich ist, kann den Hund dabei prima auf Wanderungen oder zum Joggen mitnehmen, als Reitbegleithund einsetzen oder als Mitläufer neben dem Fahrrad trainieren. Selbst als Zughund lässt sich der edle Jagdhund ausbilden.
Um seiner Intelligenz gerecht zu werden, muss jedoch auch Arbeit für sein Köpfchen und seine Nase auf dem Beschäftigungsplan stehen. Dummyarbeit, Mantrailing, Intelligenzspiele, Such- und Nasenspiele oder auch flotter Hundesport wie Agility liegen dem Weimaraner. Obedience fördert hingegen die Kommunikation und das Vertrauen zwischen Hund und Halter.
Wer seinen “Grauen Schatten” jedoch unterfordert, sieht sich schnell mit Verhaltensauffälligkeiten konfrontiert. Ein Weimaraner benötigt viel Aufmerksamkeit und Auslastung und läuft im Alltag nicht einfach nebenher. Dies sollte vor der Anschaffung unbedingt bedacht werden.
Übrigens: Weimaraner sind sehr schnelle Hunde. Sie schaffen – wenn auch nur für eine kurze Zeitspanne – Geschwindigkeiten über 50 km/h.
Haltungsbedingungen: Ausbruchskünstler
- Geeignet für Wohnungshaltung: Weniger (je nach Wohnraumgröße)
- Stadteignung: Weniger
- Kann alleine bleiben: Weniger
- Verträglichkeit Artgenossen: Ja
- Verträglichkeit andere Tiere: Weniger (Jagdtrieb)
- Bellfreudig: Wenn er nervös wird, aufgeregt ist oder Besucher ankündigt
Aufgrund seiner Größe benötigt der Weimaraner ein entsprechend großes Zuhause. Grundstück oder Garten sollten dabei unbedingt ausbruchsicher eingezäunt sein. Denn der Weimaraner ist ein Ausbruchskünstler und findet schnell Schwachstellen. Dies gilt übrigens auch für Haus oder Wohnung. Türen zu öffnen ist für viele Rassevertreter eine leichte Übung.
Alleine bleibt der große Hund jedoch weniger gern. Er ist anhänglich und sehr auf seine Menschen fixiert. Muss er längere Zeit allein bleiben, kann er seinen Unmut durch Bellen oder Zerstörungswut kundtun. Hier sollte früh und behutsam mit dem Weimaraner trainiert werden.
Mit Artgenossen ist der Weimaraner in der Regel gut verträglich. Anders sieht dies bei artfremden Tieren aus. Diese werden schnell als Beute angesehen und ggf. gejagt. Bei einer frühen Sozialisierung (Welpenalter) mit weiteren Haustieren im Haushalt akzeptiert die Rasse aber Katze und Co meist. Doch auch wenn der Stubentiger oder das Meerschweinchen daheim zum Rudel gehören, sieht dies bei Tieren draußen meist anders aus. Hier ist demnach trotzdem Vorsicht geboten.
Übrigens: Wer eine eher ruhige Hunderasse sucht, ist mit dem Weimaraner mitunter nicht gut beraten. Er ist zwar kein Kläffer, bellt jedoch bei Fremden und Besuchern oder wenn er längere Zeit alleinbleiben muss.
Pflege: Pflegeleichtes Kurz- und Langhaar
- Pflegeaufwand: Gering
- Stärke des Sabberns: Gering
- Stärke des Haarens: Gering (im Fellwechsel jedoch etwas mehr)
- Besonderheiten: Die langhaarige Variante benötigt etwas mehr Pflege
Das kurze Fell des Weimaraners ist sehr pflegeleicht. Ab und zu striegeln und schon sieht das Fell gepflegt und glänzend aus. Gebadet werden muss nur im Notfall.
Die Langhaarvariante benötigt hingegen ein bisschen mehr an Pflege. Hier sollte ca. zweimal pro Woche gut gekämmt und gebürstet werden. Im Fellwechsel etwas mehr. Stellen, die leicht verfilzen, sollten im Auge behalten werden. Beispielsweise hinter den Ohren, die Fahne der Rute oder auch die Hosen.
Neben der Fellpflege ist auch die Zahnpflege sehr wichtig. Hier wird am besten täglich geschrubbt oder es sollten pflegende Kausnacks und Spielzeuge angeboten werden.
Zudem gehören zur Rundumpflege das regelmäßige Krallenschneiden, die Kontrolle der Augen und ein Blick in die langen Schlappohren. Die Haare zwischen den Zehen sollten im Winter etwas gekürzt werden.
Erziehung: Kein Anfängerhund
- Geeignet als Ersthund: Nein
- Leicht erziehbar: Ja
- Gehorsam: Mittel
- Besonderheit: Jagdtrieb
Der Weimaraner ist sehr selbständig und hat einen eigenen Willen. Er muss Dich als Führungsperson akzeptieren und lernen, Dir zu vertrauen. Dies gelingt am besten mit einer festen Bezugsperson, die ihm beim Training mit viel Konsequenz, Gelassenheit, Struktur und Geduld begegnet. Bei inkonsequent Verhalten zweifelt der kluge Weimaraner schnell an Deiner Autorität und die Erziehung gestaltet sich anschließend sehr problematisch.
Eine Hundeschule, die Erfahrung mit Jagdhunden hat und sogar spezielle Kurse (Antijagdtraining) für diese anbietet, wäre ideal. Hier geht es zum Beispiel um Impulskontrolle. Keinesfalls sollte der Weimaraner eigenständig seinen Jagdtrieb ausleben dürfen. Bei jagdlichen Spielen und Aufgaben bestimmt allein der Halter, wann der Hund jagen oder suchen darf.
Einige Halter berichten, dass Freilauf durch den hohen Jagdtrieb nicht möglich sei. Eine Schleppleine kann hier eine gute Alternative sein, sowie Auslauf im Garten, in Hundeparks oder auf dem Trainingsgelände der Hundeschule. Du solltest auf jeden Fall Alternativen für den Freilauf schaffen.
Gesundheit: Hohe Lebenserwartung
- Rassetypische Krankheiten: Magendrehung, HD, Augenmissbildungen (Entropium/Ektropium), Ohrprobleme
- Hitzeresistent: Ja
- Kälteresistenz: Je nach Felltyp
- Qualzucht? Nein
- Besonderheiten: Anders als bei vielen anderen grauen Hunden neigt der Weimaraner nicht zu CDA.
Für eine Rasse dieser Größe hat der Weimaraner eine schöne Lebenserwartung von bis zu 14 Jahren. Genetische und rassetypische Erkrankungen werden vor der Zucht mittels Tests weitestgehend ausgeschlossen. Somit gehen nur möglichst einwandfreie Tiere in die Zucht. Eine absolute Garantie auf einen gesunden Weimaraner gibt es jedoch leider nicht. Diverse Augenerkrankungen können die Rasse heimsuchen, ebenso wie Ohrprobleme oder Hüftgelenksdysplasie. Eine Krankheit, die viele größere Hunderassen betrifft.
Viele silberfarbene und “blaue” Hunden erkranken im Laufe ihres Lebens an CDA (Color Dilution Alopecia) und bekommen massive Haar- und Hautprobleme sowie Haarausfall. So zum Beispiel die in Mode gekommenen silbernen Labradore und Dobermänner. Der Weimaraner war und ist jedoch nicht von CDA betroffen und stellt somit eine Ausnahme dar. Warum genau er nicht erkrankt, ist noch nicht eindeutig geklärt.
Geschichte: Jagdhund aus Weimar
- Ursprünglich waren die Vorfahren des Weimaraners in und um die Stadt Weimar (Thüringen) bekannt.
- Das Augenmerk lag auf vielseitigen Jagdgebrauchseigenschaften und ein einheitliches Aussehen war eher nebensächlich.
- Schon damals kamen langhaarige Weimaraner in Würfen vor.
- Hauptsächlich wurden die Jagdhunde von Jägern und Förstern gezüchtet und gehalten. Doch auch der Adel fand Gefallen an dem edlen Hund.
- Der im Jahre 1897 gegründete Weimaraner Klub e.V. legte schließlich einen einheitlichen Standard fest und es wurde mit der Reinzucht begonnen.
- In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts erlangte der Weimaraner in den USA Bekanntheit und Beliebtheit, als ein Rassevertreter im Weißen Haus Einzug hielt. Während in den Vereinigten Staaten aber vermehrt auf Familientauglichkeit und Aussehen gezüchtet wurde und wird, benötigt der Weimaraner in seinem Herkunftsland Deutschland immer noch eine jagdliche Leistungsprüfung.